Ukraine
Aufgedeckt! So aufwändig gelang Bombe zur Krim-Brücke
Am vergangenen Samstag war die Krim-Brücke durch eine Bombenexplosion schwer beschädigt worden. So könnte die Bombe dorthin gelangt sein.
Nach der Bombenexplosion auf der Brücke vom russischen Festland zur von Russland annektierten Krim-Halbinsel hat der russische Inlandsgeheimdienst FSB acht Verdächtige festgenommen. Der russische Inlandsgeheimdienst hat zudem die angebliche Route des Sprengstoffs nachgezeichnet. Er macht den ukrainischen Militärgeheimdienst für den Angriff verantwortlich.
Der Sprengstoff war demnach in Paletten mit Plastikfolie mit einem Gesamtgewicht von 22.700 Kilogramm versteckt. Bereits im August soll ein Lastwagen mit dem Sprengstoff die Hafenstadt Odessa im Südwesten der Ukraine verlassen haben.
Reise übers Schwarze Meer nach Georgien
Die Ladung soll von der in Kiew ansässigen Firma "Translogistik UA" über Moldau und Rumänien zu der bulgarischen Grenzstadt Russe geschickt worden sein. Dort soll die Ladung von der in Panama ansässigen Firma "Baltex Capital SA" angenommen worden sein. Die bulgarische Firma "Tivacom" soll für "Baltex Capital SA" an der Grenze zwischen Rumänien und Bulgarien die Administration erledigt haben.
Ein Lastwagen mit georgischem Nummernschild passierte laut FSB am 4. Oktober mit dem versteckten Sprengstoff die russische Grenze.
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"Haben nichts mit Fracht zu tun"
"Wir haben nichts zu tun mit der Fracht", sagte Walentin Iliew, ein Manager von "Tivacom", gegenüber lokalen Medien. Das Unternehmen habe lediglich den Container abgefertigt. "Woher der Container kam und was sich darin befand, wussten wir nicht", so Iliew. Die Firma sei lediglich ein Spediteur, es kümmere sich nicht um den Inhalt der Container. Iliew bestätigte aber, dass die Platten mit Plastikfolie umwickelt waren.
Von der Stadt Russe soll die Ladung an den Hafen von Burgas an der Schwarzmeerküste gebracht worden sein. Angeblich wurde die Ladung mittels Containerschiff zur georgischen Hafenstadt Poti gebracht, wo die Ladung am 26. September ankam, wie die bulgarische Zeitung "Dnevnik" berichtet.
Reise genaustens dokumentiert
Gemäß armenischen Medien soll die Ladung dann von Poti mit einem in Georgien registrierten LKW der Marke DAF zur Grenze gefahren worden sein. Beim Fahrer soll es sich um einem Mann namens Artur Terjanyan handeln. Er erreichte die Grenze bei Bagratashen um 14.53 Uhr Ortszeit am 27. September. An der Grenze wurde der LKW inspiziert und geröntgt, wobei keine Unregelmäßigkeiten festgestellt wurden.
Von der Grenze soll die Ladung zu einem Umschlagplatz in der Nähe der armenischen Hauptstadt Jerewan gefahren worden sein, wo sie um 22.46 Uhr Ortszeit ankam und am 29. September erneut inspiziert wurde. Der LKW und die Ladung wurden von den armenischen Behörden dokumentiert und fotografiert. Die Aufnahmen lassen sich nicht unabhängig verifizieren.
Der LKW soll in Armenien die nötigen Dokumente und Zollabfertigung für eine Weiterreise nach Russland geholt haben. Armenien befindet sich in der Eurasischen Wirtschaftsunion, die auch Russland umfasst. Ein LKW, der sich also in Armenien abfertigen lässt, kommt einfacher nach Russland.
Georgien ist nicht Teil dieser Wirtschaftsunion – darum wohl die kurze Ein- und Ausreise von Georgien nach Armenien. Am 1. Oktober kurz nach Mitternacht soll der LKW erneut die die Grenze bei Bagratashen überquert haben und nach Georgien eingereisten sein, diesmal offenbar mit den notwenigen Dokumenten für eine Weiterreise nach Russland. Beim Grenzübergang soll der LKW erneut geröntgt worden sein, wie Bilder vom State Revenue Committee of Armenia zeigen.
Aufwändiger Transport nach Russland
Erst vier Tage später überquerte der LKW – immer noch mit Artur Terjanyan am Steuer – die Grenze bei Stepanzminda zu Russland. Es ist die einzige offene Grenze zwischen Georgien und Russland. Zahlreiche Russinnen und Russen versuchten dort in den letzten Tagen und Wochen ihr Land zu verlassen. Wo sich Terjanyan und sein LKW zwischen dem 1. und 5. Oktober aufgehalten haben, ist unklar. Von dort soll der LKW rund 434 Kilometer nach Armawir zu einem Depot der Firma "Agro-Business" gefahren sein, wo der LKW am 6. Oktober ankam und den Container über Nacht in einer Halle lagerte.
Sicherheitskräfte kontrollieren den LKW kurz vor der Krim-Brücke. Die Reserverad am Anhänger unterscheidet sich von den Röntgenbilder in Armenien. Grund für ist, dass die Ladung von einem anderen LKW transportiert wurde.
Am nächsten Tag wurde offenbar ein Lieferauftrag für den Container über eine bekannte Frachttransport-Plattform aufgegeben. Auftraggeber soll eine Firma in Uljanowsk gewesen sein. Als Zielort soll die Simferopol, die Hauptstadt der Krim, angegeben worden sein. Der Empfänger soll eine fiktionale Firma gewesen sein.
750 Euro für Transport erhalten
Nur zehn Monate nachdem der Lieferauftrag auf der Frachttransport-Plattform ausgeschrieben wurde, soll ihn der gebürtige Aserbaidschaner Mahir Yusubov (51) akzeptiert haben. Er sollen in der Vergangenheit oft Fracht in der Region Krasnodar umhergefahren haben. Für den Auftrag soll er umgerechnet etwa 750 Euro erhalten haben. Yusubov war angeblich verheiratet und hatte drei Kinder.
Yusubov soll die Fracht in Armawir abgeholt haben und in Richtung Krim gefahren sein. Obwohl er laut seines Vertrags die Ladung am 7. Oktober in Simferopol hätte abliefern sollen, soll er um kurz vor Mitternacht nur 99 Kilometer vor der Krim-Brücke eine Pause eingelegt haben – wohl zum Schlafen. Um fünf Uhr in der Früh fuhr er angeblich weiter. Kurz nach sechs Uhr explodierte dann sein LKW auf der Krim-Brücke.